Bewusst (Nicht-)Bewerten

Bewertungen begleiten unser Leben. Positive und negative. Lob und Kritik, die starke Prägungen hinterlassen.

Das Kind fühlt sich mal lieb, mal schlecht, mal gar nichts wert, mal liebenswert. Es lernt, wie es Liebe und Zuwendung bekommen kann oder dass es keine bekommt, egal wie sehr es sich anstrengt. Spätestens in der Schule lernt es, dass Leistung zählt. Und es lernt, dass sein Aussehen einen Eindruck auf andere Menschen macht. Ebenso das, was es sagt, und die Art, wie es sich verhält.

Das Kind wird älter und ist dem Bewertetwerden nicht weniger ausgesetzt. Eher mehr. Ständig wird alles bewertet. Die Kleidung, die Berufswahl, wieder das Aussehen und wieder die Leistung. In der Ausbildung, bei der Arbeit, im Freundeskreis, in der Familie. Sogar von Fremden. Blicke der Anerkennung und der Ablehnung.

Bewerten ist wichtig, damit wir einschätzen können, wo wir stehen und wo wir uns weiterentwickeln können. Ob etwas gut gelungen ist oder noch besser werden kann. Bewertet zu werden kann helfen, besondere Talente zu erkennen und zu fördern. Und es kann eine äussere Orientierung geben. So können wir zum Beispiel lernen, welches Verhalten in einer Situation angemessen ist und welches nicht.

Bewerten kann aber auch blockieren und zu Glaubenssätzen und Überzeugungen führen, die Menschen erheblich einschränken, einschüchtern und von ihrem Potenzial und ihrem Selbstvertrauen trennen.

Solche Glaubenssätze und Überzeugungen, die ich bei meiner Arbeit oft antreffe sind:

  • Wenn ich nichts Besonderes leiste, bin ich nichts wert.
  • Ich muss erfolgreich sein, damit ich irgendwann die Liebe und Anerkennung bekomme, die ich mir so sehr wünsche.
  • Wenn ich nicht die Antwort gebe, die mein Gegenüber erwartet, bekomme ich Probleme.
  • Ich bin nicht liebenswert, weil ich dick bin.

Am weitesten verbreitet sind der Fokus auf die Leistung, auf das Aussehen und darauf, alles richtig machen zu müssen.

Um solche und ähnliche blockierende Prägungen zu minimieren, um selbstbewusst zu bleiben und um zu verhindern, dass unsere Leistung, unsere berufliche Position, unser Aussehen, unser Beziehungsstatus sowie Lob oder Kritik unseren Wert als Mensch definieren, sollte bei jeder Bewertung immer auch der nicht bewertbare Teil des Menschen bewusst sein: die Essenz, das Beseeltsein, das Menschsein, das Dasein.

  • Wann bewertest du dich oder andere?
  • Bist du dir des nicht bewertbaren Teils in dir und in anderen bewusst?
  • Sind jene, die dich bewerten, sich des nicht bewertbaren Teils in dir bewusst?
  • Wie fühlt es sich an, wenn du bewertet und auf eine Sache reduziert wirst, zum Beispiel auf deine Leistung, dein Aussehen, deine berufliche Position, deinen Bildungsabschluss?

Bewertet zu werden macht uns zum Objekt. Plötzlich sind wir unsere Meinung, unsere Leistung, unser Aussehen. Aber kein Mensch mehr.

Wenn Menschen nicht mehr zwischen dem nicht bewertbaren Menschsein und zum Beispiel einer Leistung unterscheiden können, kann das viel Leid verursachen und neben den oben genannten problematischen Überzeugungen und Glaubenssätzen zu weiteren Störungen führen:

  1. Da es keine Unterscheidung gibt zwischen dem nicht bewertbaren Teil des Menschen und zum Beispiel einem Fehler, den ein Mensch gemacht hat, wird er auf diesen Fehler reduziert. Er wird nicht mehr als wertvoller Mensch gesehen, der gerade einen Fehler gemacht hat, sondern als der Fehler selbst, der falsch ist und korrigiert werden muss.
  2. Da kein Interesse für den nicht bewertbaren Teil des Menschen erfahren wurde, identifiziert sich der Mensch über all das Bewertbare, etwa über seine politische Ausrichtung, seine Leistung, sein Aussehen. Wird nun zum Beispiel seine politische Einstellung kritisiert, fühlt sich der Mensch persönlich angegriffen, kommt in einen Überlebensmodus und verteidigt seine Position, als ob es um Leben und Tod ginge.

In Workshops übe ich mit Teams und Interessengruppen, das Nicht-Bewertbare in sich und in anderen wahrzunehmen und es auch in Momenten des Bewertens und des Einordnens nicht zu vergessen.

In jedem einzelnen Menschen, in jedem Teammitglied, in jedem Partner, jeder Partnerin, jedem Kind, schlummert unentdecktes Potenzial, das wir dringend brauchen, um – individuell und kollektiv – weise Antworten auf die Herausforderungen zu entwickeln, die auf die Menschheit zukommen. Dieses Potenzial kann sich nicht entfalten, wenn es durch unbewusstes Bewertetwerden und somit mangelndes Selbstbewusstsein blockiert ist.

Coaching, Balancing, Meditation und Körperarbeit.
Für Teams und Interessegruppen:
Corporate Workshops

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