Die gute Disziplin
Es gibt immer wieder Menschen, die mir sagen, ich hätte viel Disziplin. Früher hätte ich gesagt, dass dies nicht stimmt, da ich keinerlei Motivation dafür habe, einfach zu tun, was mir jemand sagt, ohne die Dinge zu hinterfragen, zu verstehen und ohne persönliche Motivation. Ich war nie ein Schaf, das friedlich einem Hirten folgt, sondern wollte stets meine eigene Hirtin sein und sowohl Richtung als auch Tempo in meinem Leben selbst bestimmen. Ich wollte Dinge tun, die mir Freude bereiteten. Ich wollte Dinge tun, die mir Energie gaben und mich ins Gelichgewicht brachten. Ich wollte immer inspiriert und verbunden sein. Und ich wollte lieben.
Gerade beim Lieben ist es so, dass ich die grösste Liebe dann spüre, wenn ich Dinge tue, bei denen ich eine tiefe Freude, ein Erfüllt- und Inspiriertsein erlebe. Die Umgebung braucht sich dabei gar nicht zu verändern. Es ist meine Frequenz, die bestimmt, wie weit mein Herz offen ist. Und das wiederum bestimmt mein Verhältnis und meine Einstellung zu den Dingen.
Natürlich kann das Verhalten eines Menschen dazu beitragen, dass ich dankbar bin, aber für Dankbarkeit gibt es ja eigentlich immer einen Grund, finde ich.
Und ja, ich bin diszipliniert, wenn es darum geht, Dinge zu tun, die mich in die tiefe Kraft und Freude und in die Liebe bringen, Menschen loszulassen und Aufgaben abzugeben, die mich nicht erfüllen und die andere lieber machen und vor allem viel besser können als ich.
Menschen, die mich kennen, wissen: Ich liebe Co-Kreation – wenn mehrere mit verschiedenen Talenten und einem Ziel zusammenfinden. Dann sind Dinge möglich, die keiner alleine und keine Disziplin der Welt schafft.
Wie steht es mit deiner Disziplin? Kämpfst du allein?
Seit ein paar Jahren unterscheide ich zwischen der guten und der schlechten Disziplin.
Die schlechte Disziplin beschreibe ich so: Auf die Zähne beissen, durchhalten, Gefühle abschalten, das kritische Denken abschalten, erledigen, ausführen, gehorchen, abhaken, mithalten, mitmachen, auch dann, wenn es keinen Sinn macht. Keine Wahl haben und keine Emotionen, kein eigenes Leben, aber jeden Morgen aufstehen, kalt duschen, wenn der Arzt gesagt hat, dass es gesund ist, und zur Arbeit gehen, die nicht wirklich erfüllt, die aber irgendjemand tun muss.
Die gute Disziplin bedeutet: mich spüren, gesund essen, wenn ich spüre, dass es mir gut tut, Sport, wenn ich merke, dass ich Bewegung brauche und es mir hilft, ausgeglichener zu sein, Ruhe und Erholung, um immer wieder zurück zu mir und zum Anfang zu finden, loslassen, wer/was mir nicht gut tut, vom Sofa aufstehen, wenn ich merke, dass ich langsam in eine unangenehme Erstarrung falle, mich um soziale Kontakte kümmern, wenn ich merke, dass das Alleinsein mich unausgeglichen werden lässt. Alleinsein, Stillsein und Nein sagen, wenn es wichtig ist. Für meine Werte einstehen und danach leben! Jeden Morgen meditieren, weil mir alles leichter fällt, wenn ich zentriert bin. Meine Gesundheit und meine Ausgeglichenheit prioritär behandeln, Gedankengänge, die mich quälen, unterbrechen. Nicht hilfreiches Rechthabenwollen loslassen können und Glücklichsein wählen. Alle meine «Eigentliche» wirklich werden lassen. Dranbleiben, wenn es mir wirklich wichtig ist. An mich und meine Fähigkeiten glauben.
Die alltäglichen Dinge wie Abwaschen und Rechnungen bezahlen, Zähne putzen und das Bettmachen mit Hingabe oder spielerisch, kreativ – warum? Weil es so mehr Freude macht.
Für viele Menschen, Paare und Teams besteht der Weg in die Kraft im Loslassen der schlechten Disziplin und im Zulassen und Leben der guten Disziplin.
Die gute Disziplin
Im Coaching (Einzel, Paare, Gruppen) und Corporate Workshops kann geklärt werden, was im vorliegenden Fall nun schlechte und was gute Disziplin bedeutet, was man ändern kann und welche Zwischenziele gesetzt werden können.
Der Rest bedeutet üben, bis es zur Gewohnheit wird.