Die innere Stimme ist nicht logisch

Die innere Stimme ist auf den ersten Blick meistens nicht logisch.

Oft ist es unmöglich zu erklären, warum ich jetzt plötzlich «weiss», dass ich dies oder jenes machen sollte. Manchmal fühlt es sich ziemlich verrückt an, ohne greifbare Erklärungen einer tiefen Einsicht zu folgen, die eine Entscheidung stützen.

Das macht es schwierig, diese innere Stimme zu hören, sie ernst zu nehmen und ihr zu folgen.

Und dann kommen noch andere Menschen dazu, die genau nach diesen nicht greifbaren Erklärungen und Begründungen fragen, was sehr verunsichernd sein kann, wenn man den Arsch schon auf Grundeis hat und im Begriff ist, ohne Auffangnetz ins Ungewisse zu springen, loszulassen, zu vertrauen und für einmal nicht aktiv zu sein, sondern das Leben geschehen zu lassen.

Das Leben ist dann Abenteuer, und das Geschenk dafür ist tiefe Lebendigkeit und eine Zufriedenheit, die nur entsteht, wenn wir im gegenwärtigen Augenblick präsent sind.

Es gibt unzählige Beispiele für Situationen in meinem Leben, in denen ich meine innere Stimme vernommen habe. Und jedes Mal hat es Mut und Vertrauen gebraucht, ihr zu folgen.

Viele davon waren kleine Impulse, die, weil unglaublich präzise, meinen Alltag magisch erscheinen liessen, manche davon waren richtungsweisende, grosse Entscheidungen, die in ihrer Klarheit nicht zuliessen, dass ich zu viel nach Erklärungen suchte, andere Impulse tauchten während der Arbeit auf. Ich lernte mit der Zeit mehr und mehr, ihnen mein Gehör und mein Vertrauen zu schenken, weil die Erfahrung zeigte, dass es weise war, diesen Impulsen zu folgen und zu lernen. Für mich und für die Klientinnen und Klienten.

Einmal wusste ich einfach, dass ich in der Mittagspause nachhause gehen musste, ich hatte keine Ahnung, warum. Da ich zu dieser Zeit Liebeskummer hatte, dachte ich, dass ich vielleicht auf ein Zeichen von meinem EX- Freund stossen würde. Als ich zuhause ankam, war die Wohnung voller Rauch. Ich hatte eine Kerze brennen lassen und konnte in letzter Minute einen Brand verhindern. Zum Glück war ich also meiner inneren Stimme gefolgt.

Ein anderes Mal ging ich einfach früher zum Bahnhof, obwohl es dazu keinen Grund gab. Dort begegnete ich einer verloren wirkenden alten Frau vom Land, die noch nie in der Stadt gewesen war und nun ihren Mann in der Psychiatrie in Münsingen besuchen wollte, wo er vor einigen Tagen hingebracht worden war. Ich half ihr, das Billett zu lösen und brachte sie auf den Zug. Bevor wir uns verabschiedeten, sagte sie: Der Himmel hat Sie mir geschickt, ich war schon über eine Stunde am Bahnhof, als Sie ankamen.

Und einmal verspürte ich den Impuls, meinem Vater ein Buch mit dem Titel «Der Weg des Künstlers» zu schenken. Ich wusste nicht, ob er es gut aufnehmen würde. Später erzählte er mir, dass es genau das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt gewesen war.

Hörst du auf diese kleinen Impulse? Vielleicht jemanden anzurufen, oder morgen früher aufzustehen, an ein Treffen zu gehen, obwohl du keine Lust hast?

Als ich das Buch über die Rosen-Methode-Körperarbeit las, wusste ich, dass ich diese Ausbildung machen würde. Obwohl ich keinen Plan hatte, wie ich das Geld dafür aufbringen würde. Ich hatte damals auch noch keine Idee davon, wie sehr diese Arbeit und die Menschen, denen ich dadurch begegnen durfte, mein Leben prägen würden. Doch die Ausbildung war mir so wichtig, dass es mir leicht fiel, jeden Franken, der nicht für Notwendiges gebraucht wurde, in diese Ausbildung zu investieren.

Gibt es etwas, das du gerne tun würdest, wenn du das Geld dazu hättest?

Manchmal ist es sehr, sehr schwer, auf die innere Stimme zu hören. Das war bei mir so, als ich tief im Innern wusste, dass ich und mein damaliger Freund nicht für immer ein Paar sein würden. Es hat Jahre und ein bisschen Hilfe des Lebens und viel Mut gebraucht, bis wir den Schritt endlich wagten. Die Entfaltung, die auf die schwere Zeit der Trennung folgte, hätte ich niemals voraussehen können.

Gibt es bei dir etwas, das dich besonders viel Mut kostet, ehrlich mit dir und anderen zu sein?

Manchmal dauert es länger. Ich verspüre beispielsweise immer wieder den Impuls zu schreiben. Ich spüre stets eine tiefe Freude und Kraft, wenn ich mich dem Schreibprozess hingebe. Oft frage ich mich, wo das hinführen wird. Und manchmal habe ich sehr grosse Zweifel, ob ich überhaupt schreiben kann. Aber ich lerne. Ich habe einen Roman geschrieben, den kein Verlag herausgeben wollte. Ich habe aber auch ein Bilderbuch geschrieben, das bis jetzt schon zu vielen Menschen gereist ist und hoffentlich noch weiter reisen wird. Ich schreibe diese Blogs. Und ich habe keine Ahnung, was noch kommen wird. Ich folge weiter meinen Impulsen. Manchmal dauert es lange, bis man an den Punkt kommt, an dem man sagen kann: Ah, jetzt macht alles Sinn. Aber wenn der Weg dorthin ein Weg der Freude ist, spielt es auch keine Rolle, ob man wirklich ankommt. Vielleicht geht es auch nur darum aufzustehen und sich auf den Tag zu freuen.

Ist das, was du heute vorhast, das, was du wirklich willst? Das, was dir Freude macht?

Neulich wusste ich schon vor der Sitzung mit einem Klienten, der herausfinden wollte, wofür sein Herz wirklich schlug, dass ich ihn nach seiner Kindheit fragen wollte – und, noch genauer: nach dem Moment, an dem er aufgehört hat zu träumen. Er wusste genau, wann dieser Moment gewesen war. Diese Sitzung war dann auch ein Durchbruch.

Während einer Sitzung in Rosen-Methode-Körperarbeit sah ich plötzlich ein Spitalbett vor mir. Ich konnte keine Verbindung herstellen zum Thema, mit dem die Klientin zu mir gekommen war. Ich fragte aber, ob es eine prägende Situation in ihrem Leben gegeben hätte, in der sie jemanden im Krankenhaus besucht hätte. So eine Situation gab es tatsächlich, und dank dieses Impulses konnten wir einen sehr prägenden Glaubenssatz aufdecken: «Ich muss immer stark sein und darf keine Schwäche zulassen.»

Einmal hatte ich während einer Sitzung das Bild eines Posters vor mir. Es war ein sehr kitschiges Bild von einer Frau auf einem Pferd im Sonnenuntergang. Die Klientin kannte dieses Bild. Sie hatte es als Teenager über ihrem Bett hängen gehabt. Die Erinnerung an dieses Bild ermöglichte der Klientin den Zugang zu einem tiefen Vertrauen ins Leben, wie sie es zu dieser Zeit gehabt hatte.

Nicht jede und jeder hat so klare Impulse. Denn nicht jede und jeder hat so viel geübt. Bei mir hiess es schon als Kind, wenn ich den Weg zu meiner Freundin nicht mehr wusste: «Lauf einfach, deine Füsse wissen es noch.»

Dieser Satz hat mich geprägt und war zusammen mit vielen weiteren kleinen und grossen Erlebnissen dafür verantwortlich, dass ich meiner inneren Stimme immer mehr vertraute, übte und täglich darüber lernte – für mich und in unzähligen Coachings und Körperarbeitsitzungen mit Klientinnen und Klienten.

Immer wieder demütig und beeindruckt von ihrer Präzision und Weisheit, bin ich mit den Jahren zur Expertin für das Wahrnehmen der inneren Stimme geworden und helfe nun Einzelpersonen, Paaren, Teams und Interessengruppen, Zugang zu finden zum inneren Wissen, wo wir so viel mehr und anders wissen und auf neue, unerwartete Impulse in unserem Alltag zu hören.

Willst du üben, deine innere Stimme mehr zu hören, deinen Impulsen mehr zu folgen und zu vertrauen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht logisch sind?

Siehe Einzelzsitzungen Coaching und Rosenmethode Körperarbeit, Corporate Workshops

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