Die 10%-Regel

Wenn mir Klientinnen und Klienten erzählen, dass ihnen alles zu viel ist, dass sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen mit ihrem Einsatz für eine bessere Welt, an deren Zustand sie leiden, sage ich oft: Konzentriere dich auf deine 10%, die du verstehst und auf die du auf sinnvolle Weise Einfluss hast. So viele Menschen bleiben wie gelähmt bei den 90% stecken, die sie nicht direkt beeinflussen können, und haben in dieser Erstarrung keinen Zugang mehr zu ihrer Intuition, ihrem inneren Wissen und ihrem Potenzial, das sie der Gemeinschaft zur Verfügung stellen können.

Nachrichten aus der Zeitung und dem Fernsehen und all die vielen Informationen auf sozialen Medien, über Missstände, Katastrophen und Ungerechtigkeiten, haben Nebenwirkungen. Das Gehirn wird genährt mit Problemen ohne Antworten. Unser Verstand ist darauf programmiert zu verstehen. Er mag Fragen ohne Antworten nicht.
Als Folge davon fängt der Verstand an zu denken. Sucht nach Lösungen und Erklärungen. Wenn es auf dem bewussten Weg zu anstrengend wird, entsteht das Bedürfnis abzuschalten, nicht mehr zu spüren und die Aufgabe mit den Lösungen wird ans Unterbewusstsein delegiert, wo es weiterarbeitet und weiter Energie verbraucht wird, ohne dass dies bewusst wäre.

Bei mir kann das so aussehen, dass ich plötzlich anfange zu überlegen, was man für die Bienen und Insekten tun kann und für die Vögel, die keine Nahrung mehr haben, wenn die Insekten sterben, obwohl ich in diesem Bereich nicht viel Wissen habe. Ich mache mir Gedanken, wie ich mich für sauberes Wasser einsetzten kann und halte es kaum aus zu wissen, dass es so viele Menschen gibt, die überhaupt keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Und dann die Menschen, die einsam sind. Menschen, die alt sind und die keiner besucht. Menschen, die in ihren Grossstattwohnungen sitzen und ausser dem Fernseher keine Gesellschaft haben. Was kann man tun? Strengt sich mein Verstand an. Menschen auf der Flucht. Gletscher, die schmelzen, Waldbrände, Tiere, die leiden. Elend überall. Seufzen. Es wird langsam schwer.

Doch bevor es zu viel wird und ich dringend abschalten muss, wende ich die 10%-Regel an, die viele von meinen Klientinnen schon kennengelernt haben und nun selbst erfolgreich anwenden.

Ich konzentriere mich auf die 10%, die ich verstehen und auf sinnvolle Weise beeinflussen kann.

Ich frage mich nicht, was ich tun kann oder was ich noch werden sollte, sondern wer ich im Herzen schon bin.

Manchmal stelle ich mir dann die Frage: Wenn ich ein Block Marmor wäre und gleichzeitig die Künstlerin, die das im Marmor verborgene Wesen befreit, was würde ich erschaffen?

Es macht für mich Sinn zu lauschen, was durch mich in die Welt hinaus will. Und dann diesem Wunder meine Kraft zu geben. Meinen „kleinen“ Beitrag zu leisten, der grösser nicht sein könnte.
Ich konzentriere mich auf meine 10%, was sich gut anfühlt und mir Energie gibt für den nächsten Schritt. Schon dies ist so viel mehr, als in den 90% zu verharren, wo du nur blockiert bist und sehr viel Energie verloren geht.

Die Antwort auf all diese offenen Fragen ist dann: Jeder tut seinen Teil. Finde jene Frage, die von dir beantwortet werden will, und konzentriere dich darauf.

  • Welche Frage beschäftigt dein Team
  • Welche Potenziale sind noch verborgen?
  • Was brauchen sie, um befreit zu werden?
  • Was sind deine 10%?
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