Direkte Beziehungen (siebter Teil): Blockaden, Saboteure und Bremsklötze
Warum stehe ich mir selbst im Weg, fragte mich eine junge Frau*, die zu mir zum Coaching kam. Sie beschrieb ihre Blockade so: Immer, wenn sie etwas anpacken wolle, habe sie gleich auch eine Ausrede im Kopf, die sie daran hindern würde, zum Beispiel zu kochen, einen Liegestuhl in die Sonne zu stellen, etwas Wichtiges anzusprechen und vieles mehr. Ich schlug vor, die Blockade direkt zu fragen, und leitete die Klientin daraufhin an, damit sie sich entspannen und mit der Blockade Kontakt aufnehmen konnte. Ich fragte sie, was sie im Körper spüre, wenn sie an die Blockade denke, und ob es ein Bild dazu gebe. Ein Bild hatte sie nicht, aber sie nahm Emotionen und körperliche Empfindungen wahr, mit denen sie schon nach kurzer Zeit Kontakt aufnehmen konnte. Ich lud sie ein, die Blockade – dort, wo sie die Empfindungen wahrnahm – zu fragen, wozu sie bei ihr sei. Die Blockade antwortete: Damit du keine Fehler machst! Meine Klientin erklärte mir sogleich, dass es für sie wirklich sehr schlimm und unverzeihlich sei, wenn sie einen Fehler mache. Als ich sie einlud, die Blockade zu fragen, warum sie denn unbedingt verhindern wolle, dass sie einen Fehler mache, zeigte ihr diese Bilder von vergangenen Ereignissen, bei denen die Klientin sich selbst gegenüber sehr unfreundlich gewesen war, weil sie einen Fehler gemacht hatte. So lernten wir, dass ihre Angst vor Fehlern auch eine Angst vor der eigenen lieblosen Art im Umgang mit sich selbst im Zusammenhang mit Fehlern war. Wir fragten die Blockade, wann sie in das Leben meiner Klientin gekommen sei, und wir erfuhren, dass sie schon als Kind gelernt hatte, dass Fehler etwas sehr Schmerzhaftes sind, weil sie zu Bewertung, Verwirrung und Ablehnung führen können, und dass sie darum unbedingt vermieden werden müssen.
In der Welt, in der diese Frau aufgewachsen war, gab es Menschen, die alles Mögliche und manchmal sogar allein schon die Präsenz des Kindes als falsch, verunsichernd und unangenehm empfanden. Sie machten die Kinder für diese Empfindungen verantwortlich. Unter diesen Umständen war es für sie als Kind unmöglich herauszufinden, wie sie es überhaupt richtig machen konnte, und so wurde ihre Angst vor Fehlern verständlicherweise sehr gross.
Blockaden, Saboteure und Bremsklötze wollen einen immer vor irgendetwas schützen. So sehr sie dich stören, so sehr lieben sie dich. Die Muster sind in Zeiten entstanden, in denen dieser Schutz sinnvoll war, und sie bleiben bestehen, bis sie gehört werden und bekommen, was sie brauchen, um sich zu entspannen. Mehrmals habe ich Blockaden erlebt, die Erfolg blockierten, weil sie den Menschen davor schützen wollten, sich selbst und wichtige Werte zu vergessen. Andere Blockaden schützen vor Verletzung, indem sie echte Nähe verhindern, und wieder andere blockieren Lebendigkeit aus der Erfahrung heraus, dass es Probleme gibt, wenn man nicht brav und vor allem nicht angepasst ist. Jede Blockade ist anders, aber sie kann verstanden werden, und wenn man daran arbeitet, entspannt sie sich.
Deshalb empfehle ich, diese manchmal sehr nervigen und mühsamen Bremsklötze nicht einfach mit Gewalt loswerden zu wollen, sondern Kontakt zu ihnen aufzunehmen und verstehen zu lernen, wann sie entstanden sind, wovor sie dich schützen wollen und was sie brauchen, um sich zu entspannen. Das geht am besten, wenn das Denken loslassen darf und du Zugang zu deinem Körper, deinem Fühlen und deinen inneren Bildern hast, damit die Informationen, die im Unterbewusstsein verborgen sind, zugänglich werden. Manchmal geht das ganz gut allein, und manchmal ist es hilfreich und wichtig, professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen. Denn Blockaden, Saboteure und Bremsklötze haben eine Entstehungsgeschichte, die oft viel Verständnis und weise Begleitung braucht.
Falls du auch die ersten sechs Beiträge zum Thema direkte Beziehungen lesen möchtest: Du findest sie hier: Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6.
* Diese junge Frau hat mir erlaubt, ihre Geschichte hier zu erzählen.