Das Gute an der dunklen Jahreszeit

Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, stellt sich bei vielen eine gewisse Schwere, manchmal auch ein Mangel an Energie und Schaffenskraft ein. Etwas wandelt sich.

Auch in mir wird es stiller. Meine Stille ist jedoch gezuckert mit Vorfreude auf magische Entdeckungen im Dunkel der kalten Wintertage. Entdeckungen, die ich dann im Frühjahr ans Licht bringe, und die – wenn alles gut geht – im Sommer blühen. Im Herbst lasse ich wieder los, damit Raum für Neues entsteht. Das Loslassen setzt Energie frei, was mich vor einem Energieeinbruch schützt, wenn die Tage kürzer werden. Im Winter tanke ich Energie von tiefen Begegnungen mit meiner Seele, im Frühling schöpfe ich Kraft aus dem Erforschen, wie das Neue mein Wirken verändern und in die Welt gebracht werden will. Im Sommer gibt mir das Blühen und im Herbst das Ernten des Erarbeiteten besonders viel Kraft.

Dieses Jahr spüre ich die Erntezeit ganz deutlich. Vor allem bei der Arbeit, wo eine kraftvolle Vertiefung stattfindet, was mir unendlich guttut, mich aber auch mit sehnsuchtsvoller Vorfreude auf weitere Erkenntnisse in der stillen Tiefe des dunklen Winters erfüllt.

Ich habe gelernt, mit den Rhythmen der Natur zu gehen. Und zwar möglichst so, dass sie der gesunden Entfaltung meines Lebensplans dienen. Ich habe gelernt, nicht immer nur hinaufsteigen zu wollen, sondern auch hinabzusteigen, dorthin, wo meine tiefste Natur, meine in den Tiefen meines Wesens verborgene Weisheit, meine Wurzeln und meine Seele warten. Um dann wieder aufzusteigen, weiser und mit neuer Kraft.

Wie nutzt du die Jahreszeiten für dich?
Gibt es in deinem Leben verschiedene Jahreszeiten oder spürst du die Erwartung an dich selbst oder von aussen, dass du immer gleich funktionierst?
Interessierst du dich für die magischen Tiefen oder nur für die Höhen?
Kennst du den Weg zu den Weisheiten aus deiner Tiefe oder nur die Anleitungen, wie es höher und höher geht?

Jedes Jahr, wenn der Sommer vorbei ist, merke ich, dass sich etwas wandelt, dass sich meine Kräfte ins Innere zurückziehen. Ich habe gelernt, keinen Widerstand zu leisten, nicht festzuhalten an dem, was so schön und lichtvoll war, sondern loszulassen wie der Baum seine Blätter. Ich lasse mich fallen ins Unbekannte. Das tut gut. Denn das Festhalten würde mich zu viel Kraft kosten.

Der Herbst ist für mich die Vorbereitung auf die Magie des Winters. Sanft lasse ich los und erlaube mir, hinabzusinken in die Tiefen meiner Seele, wo noch viele unentdeckte Räume, weises Erinnern und spannende Träume, Visionen und Erkenntnisse auf meine Zuwendung warten.

Ist der Winter da, bin ich bereit, die noch im Dunkeln liegenden, unentdeckten Aspekte meines Lebensplans zu erkunden und Neues zu lernen. Entdecke ich Neues über mich, wird es ein Teil von mir. Das trägt zu meiner Ganzwerdung bei und gibt mir Boden. Im Winter erinnere ich mich noch tiefer, lerne noch mehr darüber, was mich ruft, wie ich meinen ureigenen Platz in dieser Welt einnehmen, meinen Beitrag an eine bessere Welt leisten und meinem Ruf folgen kann. In den langen Nächten und kurzen Tagen des Winters kann ich geduldig und tief in mich hineinlauschen, hineinspüren und den Visionen, die aus der Tiefe zu mir sprechen, Raum geben.

Ich bin neugierig, vorfreudig und gespannt, mit welchen neuen Erkenntnissen ich im Frühling 2023 auftauchen werde. Alles darf immer wieder neu werden, immer klarer und immer stimmiger – und immer mehr remembering soul.

In diesem Sinne wünsche ich dir und allen wunderschöne Herbst- und Wintertage. Vertrauensvolles Loslassen, sanftes Hinabsinken zu magischen Seelenbegegnungen, zu genialen Ideen, zu dem, was dich ausmacht und was von dir in die Welt getragen werden will, zu deinem ureigenen Beitrag an eine bessere Welt, mit dem du nach dem dunklen Winter aus den Tiefen auftauchen und voller Kraft – so wie die ersten Blumen im Frühling – zum Licht streben wirst.

Bild ©Danielle Liniger

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