Remembering Soul im Blick

Manchmal habe ich einen, sagen wir mal, orientierungslosen Tag und brauche etwas, das mir hilft zu klären, wer ich bin, warum ich überhaupt hier bin und was die wirklich wichtigen Dinge sind in meinem Leben.

Dann ist es Zeit zu begegnen …  jemandem begegnen mit meinen Augen.

Dafür muss ich nur irgendwo sein, wo Menschen sind.

Ich gehe zum Beispiel einkaufen.

Und da ist dann eine Frau oder ein Mann an der Kasse, und ich schenke ihnen eine Sekunde Begegnen mit meinem Blick.

Mein Blick ist dann weich und freundlich. Denn ich sehe nicht die Frau, den Mann, die Schwarze oder den Weisshaarigen, den Dicken oder die Dünne … ich sehe die Seele. Seelen erkennen sich. Meistens erwidert die Person darum meinen weichen, erkennenden Blick. Von Seele zu Seele. Zwei Seelen grüssen und begegnen sich. Eine Sekunde erinnern, dass wir im Innersten verbunden sind. Für einen kurzen Moment lang. Für eine Sekunde steht die Zeit still. Einen Augenblick da sein, wo es keine Rolle spielt, wie viel Geld man am Ende des Monats auf dem Konto hat, was für eine Persönlichkeit man ist, was für eine Familiengeschichte oder was für eine politische Einstellung jemand hat, welcher Religion man angehört oder was den Menschen hierher gebracht hat. In dem Moment gibt es nur Erkennen, und es ist heilsam.

Auch mit meinem Partner mache ich das oft. Begegnen von Seele zu Seele. Es ist die schnellste und effizienteste Art, die ich kenne, um auf eine Ebene zu kommen, auf der alles besprochen werden kann, aber nichts gesagt werden muss.

Im Alltag praktiziere ich den Remembering Soul-Blick einfach da, wo ich gerade bin, und jedesmal füllt er meine Batterien auf. Dieses Begegnen hat nichts mit Erwarten oder Bekommen zu tun, sondern mit Anbieten ohne Erwartung. Vielleicht mit Neugierde, was passiert, wenn ich dem Menschen wirklich begegne. Dem beseelten Menschen, der mich im Restaurant bedient, der Frau die mir auf der Strasse entgegenkommt, dem Mann im Zug, meiner Mitarbeiterin.

Manchmal drehen sich die Menschen um, wenn ich schon weitergegangen bin. Weil sie nicht genau wissen, was das gerade war. Ich drehe mich selten um. Denn ich will den heiligen Augenblick im Herzen behalten, so wie er war. Ich weiss, es ist nur erinnern. Das Beseeltsein und dass wir anderen Seelen in Körpern und mit Persönlichkeit begegnen, ist immer da. Doch manchmal vergessen wir, und dann ist die Welt schnell eine Welt voller Bewertungen, Schubladen, Ein- und Ausgrenzungen. Eine Welt, in der man etwas leisten muss, um jemand zu sein. Das ist ermüdend.

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn alle Menschen den Remembering Soul-Blick lernen und praktizieren würden.

Wenn wir uns auf der Strasse erkennen würden. Wenn die Schülerinnen und Schüler sich untereinander als Seelen auf ihren Wegen begegnen könnten. Wenn der Arzt und der Patient wenigstens für den Augenblick der Begrüssung zwei Seelen sein könnten, die sich begegnen. Wenn die Richterin und der Angeklagte, vielleicht sogar der Täter und das Opfer für einen Augenblick zwei Seelen sein könnten, die sich begegnen. Jede auf ihrem Weg des Lernens. Dasselbe stelle ich mir vor für zwei Menschen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen, angehörige unterschiedlicher Religionen, Freunde und Feinde – die für einen Augenblick lang keine Feinde mehr sind. Wenn die Lehrerin und der Schüler, die Vorgesetzte und der Angestellte, die Nachbarn, die sich (wieder) grüssen und Kollegen auf der Arbeit sich gegenseitig erinnern könnten.

Ich meine, dass es etwas vom Wichtigsten ist, sich daran zu erinnern, dass wir Seelen sind. Denn in diesem Bewusstsein können wir klarer werden darüber, wer wir sind, warum wir hier sind und was wir wirklich wollen. In diesem Bewusstsein können wir unser Verhalten verändern, ohne dass es sehr anstrengend ist, und finden schnell wieder ins Gleichgewicht.

Auf einer menschlichen Ebene sind wir alle Lernende und müssen Verantwortung übernehmen.

Auf der Seelenebene aber sind wir alle einzigartig und verbunden und alle hier, um unsere Bestimmung zu leben und in unsere Ganzheit zu wachsen.

An Tagen, an denen ich diese Klarheit verloren habe, bringt das Begegnen mit dem wertfreien Blick von Seele zu Seele mich wieder nach Hause zum wesentlichen.

Falls du Lust bekommen hast, mit deinem Team, deiner Familie, deinem Partner, deinen Schülerinnen und Schülern oder einfach nur du allein, die Kunst des Remembering Soul-Blicks zu lernen, sei das im Rahmen eines Workshops, einer Weiterbildung oder eines Coachings, würde mich das sehr freuen. Melde dich dafür unter Kontakt.

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