Verständnis für die feinen Gefühle

Werden die feinen Gefühle von Kindern nicht ernst genommen, entwickeln sich daraus oft Erwachsene, die am Grunde ihres Wesens unsicher sind, die ihren hellen Sinnen und ihren feinen Wahrnehmungen nicht trauen oder diese unterdrücken. Weil sie ihr Bauchgefühl und damit ein wichtiges Warnsystem ignorieren, können diese Menschen gewisse Gefahren nicht erkennen und ihre eigenen Bedürfnisse oder auch die Bedürfnisse anderer nicht wahrnehmen. Menschen, die das feine Fühlen verlernen mussten, um nicht ausgegrenzt, ausgelacht oder missverstanden zu werden oder um in der Härte einer leistungsbetonten, bewertenden Umgebung zu bestehen, haben die tiefere Verbundenheit zu sich selbst aufgegeben und fühlen sich dadurch oft allein und verloren. Dieses Gefühl des Alleinseins kann bewusst oder unbewusst sein.

Ohne die feinen Gefühle wird das Leben starr und langweilig. Die Magie des Lebens geht verloren, was zu schweren Depressionen, körperlichen Beschwerden, aber auch zu Aggression oder zu einer Suche nach extremen Herausforderungen und Grenzerfahrungen als Kompensation für die verlorene Lebendigkeit führen kann. Jede und jeder nimmt die Welt anders wahr, und viele brauchen Begleitung, um ihre ganz besondere Art, die Welt zu lesen, zu entdecken, zu verstehen und sie positiv zu nutzen. Nach rund 20 Jahren Arbeit mit Einzelpersonen, Paaren und Gruppen möchte ich betonen, dass wir eine Gesellschaft mit abgestumpften Sinnen sind. Eine Gesellschaft, die zu einseitig auf das Denken fokussiert ist.

Seit ich mir immer wieder bewusst erlaube, weiter, freier und feiner zu fühlen, zu wissen und zu sehen, geht in mir eine Welt auf. Mein ständiges Gefühl, in einer zu kleinen Welt gefangen zu sein, löst sich langsam. Tatsächlich dachte ich sogar lange Zeit, dass ich auf den Tod warten müsse, um aus diesem Gefängnis des limitierten Wahrnehmens befreit zu werden. Dadurch hatte ich zwar eine sehr entspannte Beziehung zum Sterben – aber leider nicht zum Leben. Die tiefste Freude am Leben kam erst, als ich meine hellen Sinne, das feine Fühlen und Wissen zugelassen und angenommen habe. Und da ist noch so viel, was es zu entdecken gibt, und mit jeder Entdeckung kommen noch mehr Neugierde, Lebendigkeit, Freiheit und Vertrauen.

Lässt du deine feinen Gefühle zu? Erinnerst du dich, diese jemals unterdrückt zu haben, um Unverständnis, Zurückweisung, Bewertung, Sich-erklären-Müssen, Ausgrenzung, Überforderung oder ähnliches zu vermeiden?

Ich wünsche mir, dass immer mehr Erwachsene den Mut haben, ihre hellen Sinne zuzulassen und Unterstützung dafür zu finden, ihre feinen Gefühle zu entfalten, ihnen zu vertrauen und sinnvoll zu leben. Wir brauchen eine Gesellschaft, Firmen, Familien, Teams, Schulen, Freundschaften und Paarbeziehungen, in denen die hellen Sinne und die feinen Gefühle akzeptiert sind, und in denen Kindern und Erwachsenen, die Zugang dazu haben, gezeigt wird, wie sie diese Fähigkeiten sinnvoll nutzen, anstatt sie zu unterdrücken. Wir müssen Einbildungen, Projektionen und Schutzmechanismen von inneren Wahrheiten unterscheiden können. Das geht nur, wenn sich Menschen mit ihren hellen Sinnen auseinandersetzen und lernen dürfen.

Werden feine Gefühle zugelassen, löst das viel Verhärtung und alle Folgen davon. Das führt zu Entspannung, Ganzheit, Gesundheit, Ausgeglichenheit und Freude. Und es öffnet den Raum zu einer Sanftheit und Klarheit, nach der sich viele sehnen.

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