20 Jahre Selbständigkeit (Teil 1): Der Körper weiss

Dieses Jahr ist ein besonderes für mich. Im Sommer 2024 ist es 20 Jahre her, dass ich mich selbständig gemacht habe. Das war damals keine freudig-mutige Entscheidung, sondern ein notwendiger Schritt. Ich hatte grosse Mühe, meinen Platz in der Arbeitswelt zu finden, weil überall, wo ich hinkam, Symptome behandelt wurden. Aber das interessierte mich nicht. Mir war bewusst, dass jedes Leiden eine Geschichte hat. Und diese Geschichten wollte ich ins Bewusstsein holen. Ich wollte mich zum Anfang der Geschichten vorantasten und die Ursachen für die Symptome finden. Und so fasste ich schliesslich den Entschluss, mich selbständig zu machen.

Angefangen hat alles beim Körper. Ich hatte eine dreijährige Ausbildung zur Bewegungspädagogin gemacht, ein Praktikum in der Physiotherapie der Schmerzklinik Kirschgarten absolviert, Ausbildungen in therapeutischer und klassischer Massage, Erfahrungen in Volkstanz, Flamenco, Modern Dance und Laban-Bartenieff-Bewegungsstudien sowie Arbeitserfahrungen in einer Kindertagesstätte, in Einrichtungen für Behinderte und in der Psychiatrie im Gepäck.

Ich spürte intuitiv: Der Körper weiss. Er kennt unsere Geschichte. Von Anfang an. Auch jenen Teil, den wir nicht bewusst erinnern. Er weiss, ob wir im Mutterbauch ganz entspannt sein konnten oder ob wir Spannungen, Ängsten, Sorgen oder Erwartungen ausgesetzt waren. Der Körper weiss, was uns Energie gibt, was uns aufrichtet, wann wir uns lebendig fühlen und wie wir entspannt und glücklich sein können.

Wenn wir den Körper nicht spüren können, haben wir keinen Zugang zu diesem Körperwissen. Wir spüren nicht, wenn wir uns anspannen. Wir nehmen weder die Last auf unseren Schultern noch die Faust im Sack wahr. Wir merken nicht, dass wir kaum atmen, dass unser Herz zu wenig Platz hat oder dass uns Lebendigkeit fehlt. Wir spüren weder Müdigkeit noch Erschöpfung, was sehr gefährlich sein kann.

Wenn wir dem Körper nicht zuhören, wird er immer härter und gleichzeitig immer empfindlicher, während wir weiterhin keine Ahnung von all den Geschichten haben, die er uns zu erzählen hätte. Wir erfahren nichts von seiner Weisheit und davon, wie er uns von all dem befreien könnte, was uns eng, angespannt und krank macht.

Wollen wir dem Körper zuhören, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Das gelingt uns besser, wenn der Körper auf angenehme Weise berührt wird. Und noch leichter ist es, wenn jemand da ist, der uns hilft, die Aufmerksamkeit beim Körper zu halten und auch dann hinzuspüren und zuzuhören, wenn es unangenehm ist.

Sich selbst zu sein und aus der eigenen Essenz heraus zu leben, ist nicht anstrengend. Anpassung, Kontrolle und Unterdrückung dagegen brauchen Kraft. Dort ist immer Anspannung. Und wo Anspannung ist, da sollten wir neugierig hinschauen, was los ist. Wenn wir (wieder) lernen wollen, verbunden, lebendig und somit glücklich zu sein, dann kommen wir an unserem Körper nicht vorbei. Er kennt den Weg. Wer auf ihn hört, kann lernen, was dem entspannten und lebendigen Leben im Weg steht.

Hörst du auf deinen Körper? Nimmst du ihn wahr? Deinen Kiefer, deinen Hals, die Schultern, die Region rund um dein Herz? Deinen Bauch, dein Becken, deine Beine und Füsse?

Nimmst du die Signale deines Körpers ernst?

Angefangen hat meine Reise also mit dem Körper. Aber im Körper stecken ebenfalls viele Emotionen. Und da ging meine Reise als Nächstes hin. Davon erzähle ich im nächsten Blog.

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