20 Jahre Selbständigkeit (Teil 3): Glaubenssätze
Hinter starken Emotionen sind immer auch Überzeugungen über uns und die Welt, in der wir leben. Diese Überzeugungen werden Glaubenssätze* genannt, denn sie beschreiben, was wir glauben, weil wir es so erlebt und gelernt haben. Glaubenssätze entsprechen aber nicht dem, was unser tieferes, inneres Wissen als wahr erkennt. Das erzeugt ein Spannungsfeld.
Was mich interessiert hat, ist die Entspannung und Erleichterung, die entsteht, wenn die tiefere Wahrheit hinter einem Glaubenssatz erkannt wird. Erinnern sich Klientinnen und Klienten an vergangene Ereignisse, die mit starken unangenehmen Gefühlen verbunden sind, frage ich sie darum manchmal: Was glaubt ein Mensch, der so etwas erlebt, über sich selbst? Was hast du durch diese Erfahrung über dich gelernt? Was hast du über die Welt gelernt?
Immer wieder habe ich erlebt, wie die tiefen Überzeugungen sich im Leben meiner Klientinnen und Klienten widerspiegelten. Eine Frau, die erlebt hatte, dass die Familie eine Umgebung ist, in der sie nicht gesehen, nicht gehört oder nicht verstanden wird, kämpfte immer noch damit, gesehen, gehört und verstanden zu werden. Ein Mensch, der nur wertvoll gewesen war, wenn er leistete, war immer noch damit beschäftigt, Anerkennung durch Leistung zu bekommen. Jemand, der stets hatte stark sein müssen, unterdrückte noch immer seine Tränen. Eine Person, die erlebt hatte, dass es wenig Sicherheit und Schutz gab, fühlte sich nirgends wirklich sicher. Die Glaubenssätze waren der Filter, durch den die Menschen die Welt lasen. Ich erkannte, dass ein Klient, der die Überzeugung bzw. den Glaubenssatz entwickelt hatte, nicht genug und somit nicht liebenswert zu sein, von diesem Gefühl und den damit einhergehenden Spannungen geplagt werden würde, bis er den Glaubenssatz und die tiefere Wahrheit darunter erkennt.
Mir stellte sich die Frage, wie man Glaubenssätze aufdecken, der tieferen Wahrheit im Innern begegnen, sich dadurch entspannen und als Folge davon sich selbst und die Welt um sich herum durch einen schwächeren Filter wahrnehmen und ihr freier begegnen kann.
2018 lernte ich Robert Waterman kennen. Bei ihm übte ich die Präsenz in bedingungsloser Liebe, vertiefte meine Erfahrungen in Meditation, lernte viel über Glaubenssätze und schliesslich das Noetic Field Balancing – eine psychoenergetische Methode zum Lösen von Glaubenssätzen. In der Ausbildung zum Noetic Field Balancing Practitioner kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit den Energiezentren, den sogenannten Chakras, die mir später wieder begegneten. Ich erlebte, wie heilsam die Präsenz in bedingungsloser Liebe ist und wie man mit Noetic Field Balancing Glaubenssätze aufdecken, entspannen und lösen kann.
Man kann Glaubenssätze aber auch für sich selbst aufdecken, indem man sich solche oder ähnliche Fragen stellt:
- Lebe ich in einer Welt voller Liebe oder in einer Welt voller Ansprüche?
- Lebe ich in einer sicheren oder in einer unsicheren Welt?
- Bin ich umgeben von vielen kleinen und schönen Dingen oder ist es überall, wo ich hinschaue, schwer?
- Bin ich umgeben von Menschen, die mich sehen und verstehen, oder umgeben mich Menschen, die mich nicht verstehen, nicht sehen oder sogar ausnutzen?
- Erlebe ich immer wieder, dass ich so wie ich bin willkommen bin, oder erlebe ich Ablehnung, wenn ich mich nicht anpasse?
- Könnte es sein, dass diese Wahrnehmungen durch frühe Prägungen und dadurch entstandene Glaubenssätze gefärbt sind?
Das Entspannen und Lösen der Glaubenssätze ist manchmal schwierig, wenn man es allein versucht. Hilfreich sind Verständnis, Liebe, Vergebung und Mitgefühl für das Kind, das diese Überzeugungen aus nachvollziehbaren Gründen entwickelt hat. Wenn wir uns, durch die Präsenz in bedingungsloser Liebe, wieder an die tiefere Wahrheit in uns erinnern und davon ausgehen dürfen, dass wir liebenswert und willkommen sind, wenn wir uns authentisch und verletzlich zeigen dürfen, dann können wir uns entspannen. Dann darf die Energie in unserem System frei fliessen. So kann Heilung geschehen – in uns und um uns herum. Das ist der Boden, auf dem sich unser Potenzial entfalten und uns selbst und der Welt zur Verfügung stehen kann.
Obwohl ich inzwischen viel über das Lösen verschiedenster Blockaden und Spannungen, über Potenzialentfaltung und Glück gelernt hatte und meine Arbeit sich laufend weiterentwickelte, hatte ich noch immer ein grosses Problem: Seit ich denken kann, fühlte ich mich irgendwie eingesperrt – in meinem Körper und in meinem Geist. Ich spürte, oft verbunden mit Frust und wachsender Ungeduld, wie begrenzt mein Geist und mein Verständnis immer noch waren. Mit meinem Wissen durch Fühlen spürte ich, dass wir Menschen noch viel weiser sein könnten, als die meisten es zurzeit sind. Als Individuen, aber auch als Gesellschaft – ich selbst natürlich eingeschlossen. Was mir in dieser Hinsicht weitergeholfen hat, war Meditation. Davon, was ich dort entdeckte, berichte ich im nächsten Blog.
* Über Glaubenssätze habe ich schon früher in meinen Blogs Glaubenssätze 1 und Glaubenssätze 2 geschrieben.